Die Evangelische Gemeinschaft Müsen im (historischen) Rückblick

Gründung der Ev. Gemeinschaft Müsen

„ ... Im Jahre 1834 gab es im Siegerland vier Missionsvereine, die in Verbindung mit den christlichen Versammlungen standen [entstanden auf Initiative von Tillmann Siebel bzw. einrich Weißgerber (Erg. d.d. Verf.)]: Freudenberg, Weidenau, M ü s e n und L i t t f e 1 d [Herv. i. O.] ... "

So ist es zu lesen auf Seite 282 in „Die Gnade bricht durch" des früheren Präses des Gemeinschaftsverbandes Jakob Schmidt, erschienen im Brunnen-Verlag Gießen 1958. Der „Erbauungskreis" im Pfarrhaus des damaligen Müsener Pastors Johannes Thomas Stähler, der der Siegerländer Erweckungsbewegung nahestand, kann wohl als die „Wiege" der Müsener Gemeinschaft angesehen werden. Dabei darf daran erinnert werden, dass Pastor Stähler einer der wenigen Siegerländer Pfarrer seiner Zeit war, die „damals ein inneres Verhältnis zu den Besuchern der Versammlungen hatte" (Quelle ebd. S. 244). Er stellte diesen Frommen gegenüber seiner sehr rationalistisch ausgerichteten Kirchenleitung unter dem Superintendenten Bender sogar öffentlich eine damals bedeutsame Beurteilung aus: „Allen diesen Personen muss ich der Wahrheit gemäß das Zeugnis geben, dass sie nicht bloß fleißige Kirchgänger sind, sondern auch neben einem untadeligen Wandel ihre irdischen Berufsgeschäfte sehr genau abwarten" (Quelle ebd.).

Es ging den Männern und Frauen des „Erbauungskreises" entgegen der „Theologie der Vernunft" ihrer Zeit um Gottes Wort, wie es in der Bibel auffindbar war und ist, um ein verbindliches Leben mit dem Gottessohn und Heiland Jesus Christus und um die Förderung des Missionsgedankens, wie er besonders von der „Rheinischen und Bergischen Missions- und Bibelanstalt" in Barmen (heute VEM Wuppertal) gepflegt und umgesetzt wurde. Im Laufe der Jahre wechselten die Versammlungen in Privathäuser z.B. des Obersteigers Johannes Henrich Völkel und des Schneidermeisters August Krämer. Dass das Singen bei den häuslichen Zusammenkünften eine Zeitlang polizeilich verboten war, wurde mit Geduld ertragen. Die Wortbetrachtung musste darunter ja nicht leiden. - Obersteiger Völkel war übrigens nach der Gründung des „Vereins für Reisepredigt" im Jahr 1853 Mitglied des ersten Vorstandes. Übrigens stellten die Müsener dem Gemeinschaftsverband von 1928 bis 194 7 in Friedrich Kämpfer auch einen vollzeitlichen Verkündiger, der die örtlichen „Brüder" im ganzen Siegerland bei ihren Diensten unterstützte und entlastete.

Entstehung weiterer Gruppen

In den folgenden Jahren wuchs die Gemeinschaft kontinuierlich und gründete weitere Kreise wie einen Frauen- und Jungfrauenverein (Gründungsjahr unbekannt), eine Sonntagsschule (1879), einen Gemischten Chor (1895), einen Männer- und Jünglingsverein und einen Posaunenchor (1897). Es versteht sich von selbst, dass die Stuben in den Häusern für die zahlreichen Aktivitäten bald zu klein wurden, sodass 1898 an der damaligen Bergstraße, der heutigen Kindelsbergstraße, ein eigenes Haus gebaut wurde, das 1927 um einen Querbau erweitert werden musste.

Erforderliche Baumaßnahmen

Seit den Siebzigerjahren gab es dann erneut verschiedene Baumaßnahmen, um mehr Raum zu erhalten für die gewachsene Jugend- und Jungschararbeit. Inzwischen ermöglicht ein neuer Eingangs-, Garderoben- und Toilettenbereich, dass sich auch Rollstuhlfahrer ohne Einschränkungen ins und im Haus bewegen können.

Seit etwa einem Jahr verfügt das Vereinshaus auch über moderne Übertragungs- und Vorführtechnik, so dass die Gemeinschaft als Ganze und auch die Gruppen und Kreise für gegenwärtige und künftige Arbeit bestens ausgerüstet sind.

Für alle Aktivitäten im Haus gilt Nehemia 8,10: „Die Freude am HERRN ist unsere Stärke."

Die Evangelische Gemeinschaft Müsen als Bestandteil der Dorfgemeinschaft

Seit einigen Jahren versuchen wir uns aktiv in die Dorfgemeinschaft Müsen einzubringen und die „Freude am Herrn“ weiterzusagen. Dazu nahmen wir an verschiedenen Veranstaltungen im Dorf, wie das Grubenfest zum 700 Jährigen Bestehen der Grube Stahlberg im Jahr 2013, teil. Bei dem stehenden Festzug hatten wir die Möglichkeit, die Geschichte der Losung unter dem Slogan „Leben in Müsen … mit Gottes Wort für jeden Tag “ an einem eigenen Stand zu präsentieren und beim Festgottesdienst mit dem Posaunenchor aktiv mitzuwirken.

Unser Dorf hat Zukunft

Unsere Mitarbeit wurde auch bei dem Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ im Jahr 2014 erbeten, welche wir gerne zugesagt haben. Bei den verschiedenen Arbeitskreisen konnten wir uns beteiligen und die Dorfpräsentation mit gestalten. So konnten wir zum Beispiel mit unseren verschiedenen Gruppen (Jungenjungschar, Posaunenchor, Jugendgruppe „Homebase“) bei einer Filmproduktion mitwirken und bei der offiziellen Begehung u.a. die verschiedenen Facetten unserer Gemeinschaft bei der Jury und der Dorföffentlichkeit präsentieren. Im Vorfeld der Präsentation hatten wir die Dorfgemeinschaft anlässlich unseres 180 jährigen Bestehens zur „Einweihung unserer Stele“ in die Dorfmitte eingeladen. Uns hat es sehr gefreut, dass so viele Gäste aus dem Dorf die Einweihung mit uns gefeiert haben. Die Andacht an der Stele und die Predigt im anschließenden Gottesdienst hat Samuel Epp gehalten und sich somit gleichzeitig als neuer Jugendprediger des EGV bei uns in der Gemeinschaft und dem Dorf vorgestellt.

Themenabende "Für Müsen das Beste"

Aufgrund dieser positiven Rückmeldungen und Erfahrungen haben wir uns dazu entschlossen, im Jahr 2016 eine Evangelisation mit Lutz Scheufler im Müsener Bürgerhaus zu veranstalten. Die vier durchgeführten Veranstaltungen standen unter dem Motto „Für Müsen das Beste“ in Anlehnung an den Bibelvers aus Jesaja 29:9 „Suchet der Stadt Bestes […]“. Dabei haben wir an drei Abendveranstaltungen für die Dorfgemeinschaft relevante Themen aufgenommen: „Rettung ist unser Job“, „Müsen aus der Sicht der Jugend“ und „Musik – Made in Müsen“. All diese Themen wurden von mehreren Dorfvereinen im Vorprogramm mitbegleitet und in der zweiten Hälfte durch Lutz Scheufler evangelistisch aufgegriffen. Die irdischen Rettungsjobs werden  durch verschiedene Vereine, wie die Freiwillige Feuerwehr oder einen Notarzt, ausgeführt, die ewige Rettung hingegen verspricht nur der Glaube an Jesus Christus, welcher in den Veranstaltungen vorgestellt wurde. Bei dem Jugendabend wurde ein Film präsentiert, welchen die Jugendlichen aus dem Dorf selbst konzipiert, gedreht und geschnitten haben. Dieser Film zeigt die positiven und negativen Aspekte von Müsen auf. Die Predigt zielte daran anlehnend auf die guten und schlechten Einflüsse durch die Erziehung im Elternhaus und das alle Menschen durch die Liebe von Jesus Christus gerettet werden. Er freut sich, wenn der verlorene Sohn zurück nach Hause kommt. Das Thema „Musik – Made in Müsen“ wurde im Vorprogramm durch eine Coverband und zwei Dudelsackspieler/in begleitet. Die Musik, mit der wir uns umgeben, beeinflusst uns und die Musik, welche wir selber machen, zeigt unser Inneres. Diese Thesen von Lutz Scheufler versinnbildlichen das Innerste Jesu, indem er in seinem Leiden den „absoluten Blues“ gespielt hat (Anmerkung: Die Musikrichtung „Blues“ ist durch die afroamerikanische Bevölkerung in den USA geprägt. Die Texte sind meistens in der Ich-Form geschrieben und handeln von vielen negativen Einflüssen wie Diskriminierung und Verbrechen. Häufig kommt in einen Lied eine Wendung vom negativen hin zum positiven vor.) Der Gottesdienst am Sonntagmorgen stand unter dem Thema „Gemeinsam statt Einsam“ und wurde zusammen mit der Kirchengemeinde durchgeführt. Oft sind wir, trotz einer starken sozialen Involvierung, innerlich einsam. Wir sind auf der Suche nach Geborgenheit, welche uns Jesus Christus schenken will.

Bücherwoche im Advent

Neben der Teilnahme an den verschiedenen Festlichkeiten der Dorfgemeinschaft gestalten wir seit 2013 jedes Jahr zum Advent die „Bücher und Kalenderausstellung“. Wir laden dazu ein, in der vorweihnachtlichen Zeit, sich bei uns eine reichhaltige Auswahl von Büchern, Kalendern und verschiedenen kleineren Accessoires anzuschauen. Dabei reichen wir Kaffee und Kuchen, um mit den Gästen ins Gespräch zu kommen und laden die Kinder aus dem Dorf in unsere Jungscharen ein. Am Ende der Woche findet ein musikalischer Adventsgottesdienst statt, an welchem  neben unserem Posaunenchor auch  schon mal Besucher aus dem Ort mitwirken.

Hinweis:

Dieser Text würde in der Zeitschrift "Der Evangelist", die Verbandszeitschrift des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Siegerland-Wittgenstein (EGV), veröffentlicht.